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Bad Sterben (2023)

Eigenheim

zwischen halt finden und haltung zeigen
befindet sich mein bau
den weg um mich hier rauszuleiten
den kenn ich nicht genau
ein lebloser kompass
eine nadel ohne ausschlag
mit dem kopf gegen die wand
spült es mich zurück an land

und so leck ich meine wunden
ohne jeden stolz
nur notwendiges übel
ich hab‘ sie nie gewollt

vor meiner haustür tobt ein krieg
doch ich fühl mich nicht bereit
im flur beziehen sie stellung
und ich träume von zufriedenheit
diesem antriebslosen fass ohne boden
die guten geschichten sind gelogen

und so leck ich meine wunden
ohne jeden stolz
nur notwendiges übel
ich hab‘ sie nie gewollt
wie ein käfer auf dem rücken mit den beinen in der luft
gebrochen ohne krücken mit zugeschnürter brust

doch alles was ich sag
alles was ich mein
das dazwischen ist mein eigenheim

Homo Faber

erstmal 80 liter nachgetankt
jetzt können wir weitersehen
der homo faber schraubt weiter
an seinen maschinen

es thront über den baustellen dieser innenstadt
nur was sich ändert bleibt bestehen
ein presslufthammer stampft im takt

von innen frisst es dich auf
keuchend sehnst du dich nach applaus

zwischen den wahlplakaten für ein besseren leben
sind die suvs geparkt
ein autohaus voller ideen
macht sich wieder stark
die ordnung bleibt so einfach
da weiß man was man hat
gegen schmerzen helfen tabletten
schweigend schleppst du dich in grab

von innen frisst es dich auf
keuchend sehnst du dich nach applaus
du hast alles gegeben und alles gebraucht

sind es die inneren grenzen oder die äußeren zwänge
sie treiben dich in die enge

Schnauzbert

sätze wie mauern
jedes wort ist ein stein
penibel aufgeschichtet
woanders würdest du nicht so gründlich sein
doch deine stärke ist dir wichtig
führst sie ins feld ganz unbedarft
dein kampf bleibt für immer giftig
fühlst dich umstellt du hast die qual

ich will mich öffnen und demontieren
bis zur extase den weichen kern demonstrieren

‚ein indianer kennt keinen schmerz‘
ich glaub indigene völker kennen den schon
die marschrichtung bleibt rückwärts
wie der vater so der sohn

ich will mich öffnen und demontieren
bis zur extase den weichen kern demonstrieren
die fehlbarkeit monarchisch krönen
als maxime per podest erhöhen

Atacama

das ist doch alles quatsch
hör auf und spiel dich nicht so auf
streng dich lieber einmal an
und mach was man dir sagt

die tischdecke bleibt kleinkariert genauso wie die köpfe
darauf das gute porzellan und zerkochtes in den töpfen
zerkocht es in den töpfen
und bevor ich hier erfrier‘
dreh‘ ich lieber eure kreuze um
und bleibe hier allein
denn perfekt ist nur der tod
ja bevor ich hier erfrier
bleibe ich alleine

da ist mehr leben in der wüste
als in eurer kolonie
der pfarrer predigt weiter wirr-
klich geglaubt hab‘ ich dem nie

und bevor ich hier erfrier‘
dreh‘ ich lieber eure kreuze um
und bleibe hier allein
denn perfekt ist nur der tod
ja bevor ich hier erfrier
bleibe ich alleine

denn perfekt ist nur der tod

die tischdecke bleibt kleinkariert
genauso wie die köpfe

Graf Zahl

aufgestanden als ruine
im kopf brennt noch der schnaps
taub und müde schmerzen glieder
unter der lawine geht’s bergab

blicke können töten
was nicht passt wird passend gehasst
mit wurzeln schlagen
bis sie dich nicht mehr plagen

es hilft kein beten half es noch nie
sie werden unkraut jäten für immer auf knien
zwischen blumenbeeten findest du ihn
tod ihren vernichtungsfantasien

ihr glaube versetzt berge über die er noch nicht hinüber ist
den glauben und die lehre dass es immer weiter wächst
dass es sie nie mehr verlässt
als sei es ein naturgesetz
dass es immer weiter wächst
als sei es ein naturgesetz

während die schweren geschütze schießen
bäume blühen und knospen sprießen
bleibt das glashaus und der erste stein
untrennbar in wut vereint
gegen die spaten und das niedergestreckt sein

Zylinder

es ist der quälende beweis
es bleibt mein selbstverschulden
die trägheit um die ich weiß
und trotzdem werde ich sie dulden

ich trage eine rüstung
die nicht nur schützt sondern auch lähmt
das sichtfeld eingeschränkt dabei
schultern schwer wie blei

du bist verbal wenn jeder satz nur in dir denkt
du bist total wie du mich wieder einfängst
du verlängerst deinen griff und machst nicht einfach schlapp

ich will mich nicht bewegen
ich möchte nur empfangen
es war schon immer das problem
du bist triumph und untergang
und der kampf bleibt zu unbequem

du bist verbal wenn jeder satz nur in dir denkt
du bist total wie du mich wieder einfängst
du verlängerst deinen griff und machst nicht einfach schlapp
jede flucht ein scheitern und doch lehn‘ ich dankend ab

Keine Szene Machen

deine tat’s sind ja der hammer
ist die camou-hose neu
die vinylauflage ist für sammler
wie ich mich für euch freu‘
von der frage getrieben was zieh‘ ich heute an
zieh‘ ich los steh vor der bühne meinen mann

eine szene nimmt eine menge in kauf
weil sich das einfach besser verkauft
für immer lieber gildan als fair trade bedruckt
das shirt wird trotzdem teurer
wachsen muss das bruttopunkprodukt

40 stunden arbeit
am wochenende zu den shows
eine band war female fronted
doch die sängerin ´ne hoe
oder doch lieber studieren
irgendwas zum zeit schinden
saufen kiffen und straight edge
irgendwo werd‘ ich mich einklinken
hier fühl‘ ich mich wohl
hier bin ich nicht allein
zum glück darf ich teil einer jugendbewegung sein

alle super kreativ
im selbstverständnis subversiv
die frage nach ernährungsformen
sie wirkt fast naiv
hier fühl‘ ich mich wohl
hier will ich immer sein
zufrieden lauf‘ ich mit falafel in ´ner plastiktüte heim

eine szene nimmt eine menge in kauf
weil sich das einfach besser verkauft
aber hey alles cool ich will keine szene machen
es war schon immer so und dabei sollten wir es belassen

BuHa (Vorglühen)

…But Sterben

unruhig zucken hände
denn taktlos stolpern sätze
auf dem boden auf den ich sie setzte
und von mir stieß
sich selbst überließ
während alles aus dem ruder lief
land unter bleibt ein paradies

vielleicht ist dieser frieden nur ein wort
versprochen und gebrochen
ein wimpernschlag bis zum nächsten mord
blutig bis auf die knochen
nach außen kehren was inne wohnt
denn auch sterben muss sich lohnen

köpfe müssen rollen
und gedanken kreisen
meistens um sich selbst
wie satelliten in bewegung bleiben
nur nicht den schwung verlieren
‚ohnmacht‘ falsch buchstabieren
verbittert und allein
höre ich sie schreien

vielleicht ist dieser frieden nur ein wort
versprochen und gebrochen
ein wimpernschlag bis zum nächsten mord
blutig bis auf die knochen
sonntagabend ein tatort
gefühle längst erschossen
nach außen kehren was da noch inne wohnt
denn auch sterben muss sich lohnen

vielleicht ist dieser frieden nur ein mord

Sicher Sein

nebel kriecht
wind pfeift
ein kaltes lied
ein starkes stück
bleibt
rührt sich nicht
wirft blick zurück
schweigt

du kannst dir sicher sein
du wirst nicht sicher sein
reden sie von sicherheit
es tut mir leid

die pedale werden schneller
die mühle ist im gang
malt mühevoll die schwärze
an jede noch so kleine wand
es ist das ewige verweilen
predigt der tod in ihren zeilen

wir bleiben in bewegung
weil warten niemals gegen kälte schützt
wir bleiben in bewegung
bis uns die erschöpfung frisst
durchhalten als list

du kannst dir sicher sein (reden sie von sicherheit)
du wirst nicht sicher sein (es tut mir leid)

Jugendkanst

die gestapelten stühle und der ganze schutt
die nächste krise die ihre kinder ausspuckt
die gierigen finger und die geballten fäuste
von ewigen verlieren und maßlos enttäuschten

doch wenn die sonnenblumen wieder tief hängen
und dass die felder traurig macht
hoch die hände
ein sommer am ende
sie steht am ende da und lacht
er steht am Ende da und lacht

er gräbt sich die grube selbst
und fällt auf ihre grübchen rein
sie hält an ihren gefühlen fest
doch er lässt sie damit allein
all die grabenkämpfe und dazwischen der persönliche verlust
all die magenkrämpfe gemischt mit schmerzen in der brust

und wenn die schwalben wieder tief fliegen
vor den fenstern dieser stadt
hoch die hände
ein sommer am ende
sie haben uns noch nicht gefasst


Split (2021)

Bordstein Is The Limit

Bevor the sky the limit ist werd’ ich auf die Fresse fliegen
Meine Freunde gehen zum Sport und ich bleibe einfach liegen

Der in den Weg gelegte Bordstein lässt mich heut‘ nicht nach Hause gehen
Ich will mich nicht selbst optimieren
‚Die Welt kann mich nicht mehr verstehen‘

All die Gesichter ohne Makel
Ödnis gezeichnet und konform
Die Gespräche ohne Wert
Sie kleben zäh in meinem Ohr

Ich brauch‘ schon wieder viel zu lang um diesen Text fertig zu schreiben
Also ringe ich mit Worten und werd‘ für immer unten liegen bleiben
Und schweigen

Und das perfide daran ist es dient nur um mich zu vergleichen
Doch anstatt allen gerecht zu werden würde es mir bei dir schon reichen
All die Gesichter ohne Makel
Die Gespräche ohne Wert
Hass ich lieber als zu lieben
Oder hab ich’s nur verlernt
Oder kann ich’s nur nicht mehr

 

Bluten (2019)

Ein Drittel Heizöl Zwei Drittel Benzin

Bevor wir ausbrennen zünden wir uns lieber an
Haben wir uns damals geschworen
Äquivalent zu dieser Welt in der man es nicht aushält
Sind wir sonst hoffnungslos verloren
Es gab nichts mehr zu verlieren
Aber vor allem nicht zu gewinnen
Dann doch lieber ein Exempel statuieren
Als auf ewig zu funktionieren

Jetzt steh ich hier allein in lodernden Flammen
Irgendwas ist da doch noch kaputt gegangen
Es war noch nicht alles zerstört
Doch aus Asche wächst nicht zusammen
Was nicht mehr zusammengehört

Wollten wenn dann ganz hoch auf den Gipfel weil lauwarm nicht schmeckt
Bevor das Leben sich entscheidet zu gehen den selbstbestimmten Ausweg für sich entdeckt
Beim kontrollierten Scheitern Blut geleckt
Bisher weiße Westen mit Benzin und Heizöl befleckt

Man beginnt mit all den romantischen Liedern und hört mit ihnen auf
Nur wird das beginnende Dur am Ende durch Moll ausgetauscht
Weil die Tragischen oft diejenigen sind die stimmen
Nicht nur durch die Melodie kamen wir hier hin
Haben wir all diesen Wahrheiten gelauscht
‚We always loved the sad, sad Songs‘ und ich brenne langsam aus


Zu Mir

Deine Tristesse macht mich blind
Harmonie im Ausverkauf
Vereinnahmt wird das rebellierende Kind
Gibt auf
Bleibt nicht aus

In der blumenübersäten Stadt
Gibt es keinen Grund zu atmen
Kein Grund zu fahren
Ganz innig setzt sie dich Schachmatt
Doch du willst nicht fragen
Kannst nicht klagen

Und wenn sie alle freundlich sind erwarten sie Zufriedenheit
Von Wielandplatz bis Zwiebelmarkt doch mich stört die Einigkeit
Alle zusammen eingeschlafen doch jeder für sich
Reflektieren die Fassaden die strahlende Sonne blenden sie mich

Lasst eure Gleichgültigkeit links liegen
Oder werft sie in den Mülleimer zu mir
Lernt der blöde Vogel endlich fliegen
Bleibt der Fehler trotzdem hier

Das Mädchen Mit Den Öden Geschichten
Heute hab‘ ich Sie wieder getroffen
Wie jeden zweiten Dienstag in der Bahn
Das Mädchen mit den öden Geschichten
Der Versuch Sie rauszuwerfen scheitert kläglich seltsam jedes Mal
Scheitert jedes Mal

Eigentlich ist Sie nicht anders genau wie du und ich
So wie Jedermann Sie wirkt nur nicht mehr so frisch
Das Mittelmaß ihr schmaler Grat und Sie meistert ihn jeden Tag
Passt schon irgendwie als Lebensphilosophie
Doch richtig glücklich ist Sie nie

Tragödien kennt Sie keine spannend wird’s erst Samstagnacht
Wenn Sie richtig einen drauf macht im besten Club der Stadt
Engelmann rührt Sie zu Tränen und wenn die Augen schwimmen gehen
Wird Sie sich endlich aus dem Fenster lehnen
Doch morgen Früh werd ich Sie wiedersehen

Das Mädchen mit den öden Geschichten
Das Mädchen mit den öden Geschichten
Erzählt Sie werde ich ihr beipflichten
Den Teufel tun und über Sie richten

Das passt schon, das passt schon, das passt schon irgendwie
Das passt schon, das passt schon als Lebensphilosophie

Schon Wieder So Ein Trauriges Lied Das Wollt Ich Doch Gar Nicht Schreiben

Und hier drin ist immer noch alles schwarz
Vergebliches Warten auf den Befreiungsschlag
Eine Welt stürzt ein keine andere kommt nach
Mit ihr begraben liegt dein Atem wie er gute Nacht sagt
Und was du denkst das weiß ich nicht mehr
Was du sagst das hör‘ ich nicht mehr
Mit wem du bist das seh‘ ich nicht mehr

Und schon wieder so ein trauriges Lied – das wollt‘ ich doch gar nicht schreiben
Doch zwischen ‚Wir beide sind die Guten‘ und ‚Your voice in the back of my head‘
Vergehen zu oft nur wenige Minuten und Schmerz bleibt offensichtlich niemals unentdeckt

Die Geschichte so alt wie die Liebe selbst
Doch wie man sie erzählt entscheidend dafür ob sie beim zehnten Mal gefällt
Also kotzt man sich aus – Lässt dem Stift freien Lauf
Nur am Ende die Einsicht zu teilen
Wer schön schreiben will muss leiden – Rosen gebettetes meiden
Und nirgendwo zu lange verweilen

Gelangweilt vom nichts tun
Hauptsache ausruhen
Und ‚Von wegen‘ dreht noch ’ne Runde
Und ich denk an dich und geh dabei vor die Hunde

Nichts Übrig

Nach all dem Schreien
Nach all dem Weinen
Dem die Gesichter verfielen
Nach all der Zeit für gebrochene Eitelkeit
Verblassen Wunden und Schwielen

Sich jetzt zu sehen scheint nicht undenkbarste Option
Verheilte Narben dienen uns als Legitimation

Und so tief ich auch wühl‘ so oft ich auch such‘
Bleibt nichts übrig und das bei dem jämmerlichen Versuch
Ein kleines bisschen zu winseln aus Frust zum Trost – doch es reicht nicht
Für ein weiteres schmerzerfülltes Gedicht

Leiden ist schön
Melancholie zieht an
Doch dir gegenüber zu stehen entfesselt mich von jedem bittersüßen Bann
Nichts sorgt für Aufmerksamkeit nichts macht uns attraktiv
Wirken mehr wie Fremde was ging hier eigentlich schief

So tief ich auch wühl‘ so oft ich auch such‘
Bleibt nichts übrig und das bei dem jämmerlichen Versuch
Ein kleines bisschen zu winseln aus Frust zum Trost doch es reicht nicht
Für ein weiteres wutentbranntes Gedicht

Doch warum kann ich nicht schweigen sondern schrei weiter hinaus
Will ich dir den Schluss beweisen und reiß wieder auf
Und geh nicht einfach nach Haus
Schwärze Zeilen ständig und formulier sie neu
Weil ich jeden alleinigen Heimweg viel zu sehr bereu
Ich weiß es interessiert dich nicht
Doch hier ist dein Gedicht

Obsonur

Sommer und Eitelkeit fallen in die Stadt
Laufen Hand in Hand Einkaufspassagen ab
Es ist Eiszeit – Hitzefrei für Humanität
Pflegen Profile besser als die Realität

Was nützen Denkmäler wenn man sie nicht anschaut
Wenn man nur noch weiß was man selber glaubt
Wir haben den Farbfilm vergessen alles tönt sich schwarz-weiß
Und weiter wächst die Dringlichkeit

Und jedes weitere Mal ist alles Obsonur
Jeder Glanz jeder Schimmer aufgetragene Politur
Jedes fallende Wort jeder gesprochene Satz
Kein Mehrzweck es hält der Lücke den Platz
Es lässt der Stille kein Platz

Darstellen und Gestalten
Nichts beschreibt uns besser
In unsicheren Zeiten werden sie schärfer die Messer
Ängste sind diffus und jede Träne wird verwischt
Malerische Fassaden überdecken auch den tiefsten Riss